Das Wichtigste beim Erwachen

Heute knüpfe ich zum Teil an meinen Blogeintrag vom 13. 12. an, an einen Teilaspekt, über den ich vor elf Tagen geschrieben habe. Für manche Leser ist mein heutiger Eintrag sicher ein Weihnachtsgeschenk, deshalb schreibe ich heute darüber. Über die wichtigste Sache beim Erwachen, die oft, oder gar meistens, nicht nur ignoriert, sondern sogar zertrampelt wird.

Während des Erwachens, im Erwachensprozess, sucht der Mensch nach dem Göttlichen. Je nachdem, wo er gerade steht, sucht er das Göttliche zuerst im Außen (besonders in der Phase 2), später dann im Inneren. Das Göttliche, die Göttlichkeit, Gott, die Seele, die Essenz, das Selbst … es gibt viele Wörter dafür. Er möchte das Göttliche erreichen, sich mit ihm vereinen, nach göttlichen Regeln leben bzw. danach, wovon der Mensch glaubt, dass es göttliche Regeln seien. Er möchte ein gottgerechtes Leben leben.

Der Mensch fühlt, dass das Göttliche lange, lange Zeit in seinem Leben gefehlt hat. Sich selbst sieht er dabei eher schlecht, unzureichend und ärmlich. Er müsse noch viel tun, um das Göttliche zu erreichen, glaubt er. Er macht sich klein, beschuldigt sich selbst aller möglichen Dinge und macht sich selbst schlecht. Ich habe hunderte Erwachende kennengelernt, alle haben sich klein gemacht, ohne Ausnahme. Manche mehr, manche weniger, und bei manchen tat es mir richtig weh, wenn ich ihr Gesicht gesehen oder ihre Mails gelesen habe. „Wie klein und schuldig kann sich ein Mensch machen?“, habe ich mich manchmal gefragt.

Ganz allgemein gilt die Formel: göttlich ist gut, menschlich ist schlecht. Und wenn schon nicht schlecht, dann zumindest doch stark unzureichend. Das Göttliche ist perfekt, der Mensch ist weit davon entfernt, perfekt zu sein. Er macht ständig Fehler und sonstigen Blödsinn, während das Göttliche nie Fehler macht. So denken und fühlen praktisch alle erwachenden Menschen. Und sie meinen, sie müssten sich selbst verbessern, ständig verbessern, um der perfekten Göttlichkeit näher zu kommen. Und dabei übersehen und missachten sie das Wichtigste beim Erwachen:

Das Wichtigste ist der Mensch!

Nicht die Seele/Gott/Göttlichkeit/Essenz ist der Punkt, um den sich alles dreht, sondern der Mensch. Die Seele, die ja nicht physisch ist, erfährt und erkennt sich selbst durch den Menschen. Deshalb wurde dieses ganze Spiel mit der Erde, mit dem Physischen an sich und mit Körpern, in die die Seele inkarniert, erfunden. Damit die Seele sich selbst erfahren kann, denn ohne dieses Konstrukt kann sie das nicht. Mit anderen Worten: ohne den Menschen läuft gar nichts! Ohne den Menschen gibt es keine (Weiter-)Entwicklung, kein Wachstum und keine (Selbst-)Erkenntnis.

Am Beginn der physischen Inkarnationen auf der Erde, in Lemurien, war die Seele noch ganz im Körper, sich ihrer selbst und ihrer Herkunft voll bewusst. Sie konnte also direkt körperliche Erfahrungen machen. Jedoch nicht voll, nicht ganz, nicht wirklich. Nachdem sie ja wusste, woher sie kam, und jederzeit aus dem Spiel wieder aussteigen konnte, war sie oft nur die Beobachterin des Lebens, nicht direkt in der Erfahrung. Also ging sie ab Atlantis nicht mehr direkt in einen Körper, damit der menschliche Aspekt wirklich Teil des Spiels sein und so seine Erfahrungen machen konnte. Damit das alles auch wirklich gut funktionieren konnte, wurde das Vergessen im Menschen implantiert, das Vergessen, woher er kam. Die Seele blieb über das Herz mit ihrem Menschen verbunden, aber sie war nicht mehr im Körper. Deshalb konnte/kann sie nicht direkt menschliche Erfahrungen machen, sondern erfährt nur mehr die Essenz der menschlichen Erfahrungen. Erst beim Leben in verkörperter Erleuchtung ist sie wieder ganz im Körper und macht nun, völlig neu, die direkte Erfahrung des menschlichen Lebens. (Im Kleinen Einmaleins werden diese Dinge genauer beschrieben.)

Hier bist du nun, du wichtigster Teil der gesamten Schöpfung, und fühlst dich unwert und klein. Aus meiner Perspektive gibt es nichts Groteskeres als dieses Kleinmachen der erwachenden Menschen. Bedenke: Der Mensch ist göttlich, er muss es nicht erst werden. Du kannst nichts werden, was du schon bist. Dieses Erreichen-Wollen und Werden-Wollen und Suchen, was du schon bist, ist ein Hauptgrund für so einige Schwierigkeiten beim Erwachen, das ohne diese Schwierigkeiten schon herausfordernd genug ist. Es geht nicht darum, etwas zu erreichen, sondern darum, dich zu erinnern.

Schaue nun aus der Perspektive des Gesagten auf dich, dann kannst du etwas sehen:
Wenn du dich klein machst, machst du das Göttliche klein. Wenn du dich aller möglichen Versäumnisse und Vergehen beschuldigst, beschuldigst du das Göttliche. Wenn du dich selbst verbessern willst, willst du das Göttliche verbessern. Wenn du dich selbst als mangelhaft siehst, siehst du das Göttliche als mangelhaft. Wenn du dich als unzureichend siehst, siehst du das Göttliche als unzureichend. Wenn du glaubst, du bist nicht perfekt, glaubst du, das Göttliche ist nicht perfekt. Wenn du an dir arbeitest, arbeitest du am Göttlichen.

Denn du bist das Göttliche, du bist die Seele, du bist Gott, du bist die Essenz …! Erinnere dich! Wenn du nicht gut zu dir bist, bist du nicht gut zu dem Göttlichen, das du bist.

Meine Erleuchtung war fulminant. Ich habe plötzlich erkannt, dass der Mensch, der ich bin, die Seele ist. Mein ganzes vorheriges Sehnen und Werden-Wollen hat plötzlich völlig grotesk angemutet. Ich habe meine ganze Liebe gespürt, was absolut umwerfend war. (Zum Glück bin ich gesessen. wink) Ich konnte mir nichts mehr vorwerfen und mich nicht mehr kleinmachen, wo ich doch meine Größe und Pracht und Herrlichkeit gesehen habe.


Sicher, der menschliche Teil des Wesens, das du bist, hat vergessen. So war es gewollt von dem, das du wirklich bist, der Seele, damit sie sich durch dich erfahren kann. Im Modus des Vergessens hast du agiert wie ein intelligentes Tier mit Emotionen. Du hast dich viele Male inkarniert, jedes Mal vergessen, und bist so immer tiefer in das nur-menschliche Spiel eingetaucht. Dabei hast du dich ganz schön verwirrt und den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr gesehen. Jetzt, im Erwachen, tauchst du wieder auf.

Du bist in so viele Spiele eingestiegen, die dir jetzt falsch vorkommen. Dabei hast du lediglich vergessen, dass es Spiele waren, und alles viel zu ernst genommen. Ja, du hast all den anderen Menschen abgekauft, dass das Leben eine ernste Sache sei. Weil du dir deiner selbst nicht bewusst warst, hast du dir unzählige Sachen von anderen einreden lassen und dich nach deren Regeln verhalten. Nicht genug damit, du hast dir oft und oft eine Sache und gleichzeitig ihr Gegenteil einreden lassen. Geld ist gut, Geld ist schlecht. Sex ist gut, Sex ist schlecht. Liebe ist wundervoll. Liebe ist schmerzvoll. Du bist unwichtig, du bist wichtig. Usw. usf.

Weil dir viele Spiele jetzt falsch vorkommen, glaubst du, du hättest etwas falsch gemacht.

Du hast in deiner Vergangenheit viele Sachen gemacht, die du heute nicht mehr machen würdest. Sowohl in früheren Inkarnationen als auch in dieser. Und weil du diese Sachen heute nicht mehr machen würdest, fühlst du dich schuldig dafür, dass du sie gemacht hast. Und wenn dir das Gefühl der Schuld einmal vertraut ist, empfindest du es gleich bei allen möglichen Gelegenheiten.

Manchmal möchtest du bewusst etwas erschaffen, aber es geht daneben. Manchmal geht es auch beim zweiten Versuch daneben. Und weil es daneben geht, glaubst du, du seist unfähig, zu dumm oder hättest alles falsch verstanden. Und schon machst du dich wieder klein.

Wegen dieser Dinge, die ich aufgezählt habe, hast du ein schlechtes Bild von dem Menschen, der du bist. Deshalb fühlst du dich unzulänglich, unzureichend, unperfekt. Dabei hast du nur Spiele gespielt! Genau das solltest du auch tun! Du solltest alle nur erdenklichen Sachen machen. Deshalb bist du hier auf der Erde. Hier geht es nur ums spielen und ausprobieren und wieder ausprobieren. Das einzige, was du vermeiden solltest, ist, etwas auf dieselbe Art und Weise wieder und wieder auszuprobieren, wenn es sich schon als untauglich erwiesen hat. Aber letztlich macht selbst das nichts, denn irgendwann hast du genug davon und probierst etwas anderes.

Ich bin ein Meister darin, Dinge auf exakt dieselbe Weise zu wiederholen. laugh Das frustriert mich natürlich, wenn ich es bemerke. Aber wenn ich es mir aus der Seelenperspektive anschaue, muss ich nur noch lachen. Und ich mache mich nicht klein deswegen.

Aus der Seelenperspektive siehst du völlig anders aus. Aus dieser Perspektive bist du ein großartiges, unendlich kostbares Wesen. Die Seele könnte ohne ihren menschlichen Aspekt nicht wachsen. Du übersiehst, dass du ständig wächst und wächst und wächst. Du bist so sehr damit beschäftigt, dich zu kritisieren. Aus der Seelenperspektive hast du nie etwas falsch gemacht, nicht das kleinste bisschen. Aus der Seelenperspektive gibt es keine Fehler. Aus dieser Perspektive hat alles, was du gemacht hast, zu deinem Wachstum beigetragen, selbst die ständigen Wiederholungen. Aus der Seelenperspektive ist es egal, ob du zehn, hundert oder tausend Mal inkarnierst. Ihr geht es nur darum, Erfahrungen zu machen. Und wenn sie genug Erfahrungen durch ihren Menschen gemacht hat, schickt sie ihm den Ruf zu erwachen, sich wieder zu erinnern.

Wenn es so etwas wie Sünde gäbe, wäre dies die größte:

Die größte Sünde ist, dich selbst zu missachten, dich nicht wichtig zu nehmen, dich runterzumachen, dich klein zu machen und zu halten, dir selbst Vorwürfe zu machen, dich schuldig zu fühlen usw. Denn du, der Mensch, bist das Wichtigste. Also versündige dich nicht gegen dich selbst, was soviel bedeutet wie, du versündigst dich gegen Gott.


Ich erinnere mich an zwei Begleitungen, die ich gemacht habe, bei denen genau das ein Thema war. Es war jeweils eine Frau, die kurz vor ihrer Erleuchtung stand. Beide hatten sich selbst überholt und waren demgemäß durch den Wind – im wahrsten Sinne des Wortes. Mit „sich selbst überholt“ meine ich, dass sie in sehr kurzer Zeit sehr viele sehr bedeutende Erkenntnisse hatten – und dabei völlig auf den Menschen vergessen hatten.

Ich sagte sinngemäß: „Jetzt bleiben wir einmal stehen und kümmern uns um den Menschen. Es ist jetzt von größter Wichtigkeit, auf den Menschen zu achten und ihn voll und ganz miteinzubeziehen. Denn ohne diesen Menschen ist alles nichts. Er muss das alles, was du erkannt hast, auf den Boden bringen.“ Es nützt nichts, in schwindelerregenden Höhen zu schweben und alles zu sehen. Wenn der Mensch nicht dabei ist, folgt die Rechnung auf den Fuß. Deshalb sagte ich, sie waren im wahrsten Sinn des Wortes durch den Wind. In schwindelerregenden Höhen.

Erkenntnisse und Perspektiven, die vom Menschen nicht gelebt werden (können), sind wertlos, und geraten deshalb auch bald wieder in Vergessenheit. Es muss alles in den Menschen rein, er muss es verdauen, integrieren und im Leben umsetzen. Besser ist es freilich, wenn man sich gar nicht erst in schwindelerregende Höhen begibt, sondern seine spirituelle Reise von Haus aus aus der Mitte des Menschen antritt. Von dort aus kannst du dich begeben, wohin du willst, die höchste Höhe wird dann nicht schwindelerregend sein.

Folgerichtig haderten beide Frauen mit ihrem Menschsein und kritisierten den Menschen heftig. Natürlich, sie strebten nur nach dem Göttlichen, ohne zu wissen, dass der Mensch das Göttliche ist.

Die Bedeutung des Menschen kann nicht überschätzt werden. Er ist es, der all die Erfahrungen macht. Der Leid erfährt, wenn er missachtet und misshandelt wird. Er ist das Fahrzeug, das es dem Göttlichen ermöglicht, zu reisen. Er muss mit allen Konsequenzen leben. Er durchlebt die Ängste ob seiner Metamorphose. Er ist es, der transformiert wird. Er muss schier unendlich viele Abschiede verkraften. Er muss sich in völlig unbekanntem Terrain zurecht finden. Er muss abertausende von Aspekten integrieren. Und das alles bei lebendigem Leib. Er ist eben das Wichtigste, ohne ihn geht nichts. Erleuchtung ist nur durch den Menschen möglich.

Und schließlich noch eine Frohbotschaft zu Weihnachten. Das Erwachen zu bewerkstelligen, ist gar nicht die Aufgabe des Menschen. Es ist die Aufgabe der Seele. Um es deutlicher zu formulieren: Du bist ein beseeltes Wesen, das einen interdimensionalen Aspekt und einen menschlichen, verkörperten Aspekt hat. Den ersten Aspekt nenne ich oft den göttlichen Aspekt. Aber es ist ein Wesen – mit zwei großen Aspekten – und tausenden anderen. Der göttliche Aspekt bewerkstelligt das Erwachen. Er gibt seinem menschlichen Aspekt immer so viel, wie er handhaben kann, nicht mehr. Er sorgt dafür, dass alles im für den Menschen idealen Tempo abläuft. Der menschliche Aspekt ist der, der erfährt und erlebt. Das ist, wie gesagt, herausfordernd genug.

Leider ist es in der Regel so, dass der Mensch darauf besteht, alles selbst zu machen. Und deshalb ist alles viel schwieriger, als es sein könnte und sollte. Und dann beschimpft und kritisiert es sich selbst dafür.

Tu dir zu Weihnachten einen Gefallen und beschenke dich selbst: Nimm dich als Mensch endlich so wichtig, wie du bist. Vergiss niemals wieder, dass du das Wichtigste bist. heart

Kommentare

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Mein lieber Reiner,

„Jetzt bleiben wir einmal stehen und kümmern uns um den Menschen.“ Oh ja, der Mensch muss mitkommen. In meinem Fall NACHkommen. Wie lästig war er mir, der Mensch. Wie peinlich fast, dass da so viel Menschliches war. Zwischendurch dachte ich, bei mir ist ein Fehler passiert. Ich sei aus Versehen Mensch geworden. Welle, Vogel, Baum wären doch viel Passender. Ich dachte das ernsthaft und ohne jeden Eso-Kitsch. Es war wie eine Bürde, jetzt noch so lange Mensch sein „zu müssen“. Das war lange so. Bis es nicht mehr so war. Mensch und gleichzeitig Gott. Mein Gott (o;), ich hab das echt nicht verstanden. Bis ich es erfahren habe. Glasklaro bin ich beides bzw. eins mit allem darin. Dieses Geteiltsein war das größte Missverständnis und gleichzeitig am schwierigsten Auszuhaltende in der ganzen Transformation. Haltet durch, der Wind legt sich!

In Liebe, Deine Scarlett

Liebe Simone,

jetzt habe ich mir diesen Eintrag noch einmal durchgelesen und bemerkt, dass ich da beim Schreiben auch an dich gedacht hatte. Wie so oft. Es ist kein Fehler passiert, und du bist ein Mensch geworden, dem zu begegnen ich das große Glück hatte.

Alles Liebe

Reiner

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Lieber Reiner,
Danke!

Zu diesem Blog-Eintrag, fällt mir folgendes Zitat aus Richard Bach's Illusionen dazu ein:

"Lernen ist herausfinden, was du bereits weisst. Handeln ist zeigen, dass du es weisst. Lehren ist andere wissen lassen, dass sie es genauso gut wissen wie du selbst. Ihr alle seid Lernende, Handelnde, Lehrer."