Stufen des Erwachens in 56 Episoden
Ich habe dieses Buch Anfang 2011 verfasst und im März jenes Jahres auf meiner damaligen Website veröffentlicht. Es stand damals ein bisschen in der zweiten Reihe, ich habe es irgendwie zurückgeschoben. Sechs Jahre später habe ich es wieder zur Hand genommen – und war verblüfft. Wie hatte ich dieses Buch nur so stiefmütterlich behandeln können?! Ich war auf Anhieb verliebt darin.
Zum Inhalt.
Es geht natürlich nur ums Erwachen bzw. um die Erleuchtung. Ich beschreibe meine Entwicklung und meine Erfahrungen, die ich in einem Zeitraum von knapp über einem Jahr nach meinem Erwachen vollzogen bzw. gemacht habe. Die ganze Zeit über lebte ich bereits in der Neuen Energie – und machte fulminante Erfahrungen. Am Beginn war ich mir meines Zustandes noch gar nicht bewusst. Nach und nach realisierte ich, dass ich erleuchtet war. Neue Energie brachte mich zum Erwachen und dann zum schnellen Realisieren dieses Zustandes. Alle alten Themen, die ich im Rucksack hatte, meldeten sich unverzüglich an. Und genauso schnell war ich durch damit. Meine Göttlichkeit drängte sich immer stärker an die Oberfläche und forderte mich manchmal ganz schön heraus. Ich lernte, auf neue Art Schöpfer zu sein und war von diesen Schöpfungen hingerissen. Dann fiel ich wieder in die Trennung und landete in der Hölle. So lernte ich Aufgeben. Und machte danach Erfahrungen, die mir den Atem raubten. Es kamen Dinge, die so gut waren, dass ich mir das in meinem begrenzten Verstand nie vorstellen hätte können. Ich wuchs und wuchs – und meine Schöpfungen ebenfalls. Bis ich mir nach und nach eingestand und mich sagen traute: Ich will alles! – An dieser Stelle endet das Buch.
Von der Form her ist es eine Sammlung von Blogs, Erfahrungen und Artikeln, die ich auf meiner damaligen Website Shaumbra Österreich veröffentlicht hatte. Ich kommuniziere mit mir und mit meinem Publikum. Das hat für dich den Vorteil, dass du die Kapitel auch einzeln betrachten und als Inspiration verwenden kannst. Alle Kapitel zusammen zeigen die zuvor erwähnte Entwicklung. Einen Großteil dieser Beiträge findest du auch hier auf meiner Seite. Warum solltest du also dieses Buch kaufen? Nun, zum einen liest fast niemand ein paar hundert Seiten einer Website. Zum anderen gibt es im Buch ein paar Kapitel, die es hier auf der Seite nicht gibt. Und im Buch gibt es den Rahmen drum herum, den es hier auch nicht gibt. Das alles ergibt eine völlig andere Erfahrung beim Lesen des Buches. Dort gibt es auch das einzige Dokument, das meinen Weg bis zu meinem Erwachen beschreibt. (Ein langes Kapitel.) Alles andere, was es von mir zu lesen gibt, zeigt mein Leben nach meinem Erwachen. Aber wie bin ich dorthin gekommen? Das erfährst du im Buch.
Obwohl es nur um mich geht, weil ich über meine Wege, Probleme und Erfahrungen schreibe, ist es am besten, wenn du meine Person sofort raus streichst und in Gedanken weglässt. Es ist einfach jemand, der all das erlebt hat und erzählt. So kannst du am besten die Essenz des Buches erfassen und spüren, womit du in Resonanz gehst und womit nicht. Denn nur darum geht es.
Inhaltsverzeichnis
Prolog
Erwachen und Neue Energie
1. Du erlaubst?
2. Du erlaubst? - Teil 2
3. Verrückt, auf Umwegen, gefährlich und schnell
4. Selbstwert – Eine Heilung?
5. Gegen Windmühlen kämpfen
6. Ich werde größer und kleiner gleichzeitig
7. Ich habe beschlossen zu sterben
8. Selbstbeobachtung – Eine alte Art sich kennen zu lernen
9. Shaumbra – Österreich?
10. Das Leben ist keine Erfolgsgeschichte
11. Mailverkehr zum Thema Geld
12. Jetzt werde ich nur noch größer
13. Der freie Wille
14. Schöpfung in der Neuen Energie
15. Akzeptieren, dulden, lieben
16. Robert Kennedy
17. Drei Sessel
18. Du erlaubst? – Teil 3
19. Meine (neue) Mutter
20. Farewell Sophia
21. Verflixte Spiritualität
22. Der Weg zu mir und aus mir heraus
23. IN MIR
24. Ach, dieser Adamus!
25. Shaumbra Österreich Newsletter Juli 2010
26. Memento mori
27. Shaumbra Österreich Newsletter August 2010
28. Lehrer der Neuen Energie
29. Tief ergriffen und wahrhaft göttlich
30. Erste Stimmen zu meinem Buch
31. Die Frage der Fragen für mich in dieser Zeit
32. Erlaube dir zu fühlen
33. Das Spiel muss weitergehen
34. Passt gut zu meiner Stimmung
35. Lebwohl Bärbel
36. Shaumbra Österreich Newsletter Advent 2010
37. Ein dickes Danke!
38. Wie viel kann ich annehmen?
39. Das war mein 2010
40. Fragen und Antworten
41. Newsletter zum Jahresbeginn 2011
42. Mich haut‘s glatt um!
43. Ja und Nein
44. Freilernen im Grünhexenland
45. Methoden und Techniken
46. Frantworten
47. Ist mir gerade eingefallen
48. Die Frau in mir
49. Video mit Martin und Reiner
50. Heilloses Durcheinander
51. Es nervt
52. Erwacht sein
53. Der erste Geburtstag
54. Wenn ich Fragen beantworte
55. Das unselige Wunder um meine neue Plattform
56. Ich will mehr
Ausklang
Anhang
Leseprobe
Prolog (Auszug)
Im Dezember 2009, genauer gesagt am 11. und 12. jenes Monats, erlebte ich zwei Tage intensiver Befassung mit mir und meinem Leben. Das war soweit nicht neu. Neu war allerdings die Ehrlichkeit mit mir selbst und der radikale Bruch mit sehr vielem, an das ich bis dahin geglaubt hatte. Ich kratzte alles weg, was mir im Zuge meiner spirituellen Entwicklung bis dahin richtig schien – und fand mich selbst.
Im Nachhinein erkannte ich das absolut grandiose Erlebnis, das ich mir am 12. 12. 2009 beschert hatte, als mein Erwachenserlebnis. Damals war mir das allerdings noch nicht bewusst. In jenem Dezember war es für mich einfach eine großartige Erfahrung und eine fundamentale Erkenntnis, die sich von vorangehenden Erkenntnissen unterschied. Erst in den Monaten danach realisierte ich so nach und nach, dass ich erwacht war.
Am 28. Februar 2010 stellte ich Shaumbra Österreich – Die Plattform für Neue Energie ins Netz. Sie war gedacht als Plattform des Austauschs in der Neuen Energie. Keine Diskussionen, nicht einmal Gespräche im herkömmlichen Sinn, sondern Selbstausdruck von Shaumbra und Teilen von Erfahrungen. In dem Wissen, dass Teilen und Selbstausdruck besonders hilfreich für die persönliche Entwicklung in oder zur Neuen Energie und zum Erwachen sind.
Als ich also begann und meine ersten Beiträge schrieb, fühlte ich mich zwar als weit fortgeschritten, aber keineswegs als erwacht. Erst im Lauf des Frühlings wurde mir so richtig bewusst, dass ich nichts mehr suchte, dass ich angekommen war, dass ich völlig klar sah, dass mir bewusst war, was Alte und was Neue Energie war, und dass ich keiner Wahrheit mehr Glauben schenkte als meiner eigenen. Ich sah, dass der 12. 12. 2009 der Grundstein für dieses Erkennen war. Und ich sah, dass das sogenannte Erwachen nicht das Ende einer Entwicklung ist, sondern deren Beginn.
Ich lebte als frisch erwachtes Wesen fröhlich vor mich hin, spielte mit meinen Schöpfungen, kam nicht mehr aus dem Staunen heraus, wie einfach und elegant das alles funktionierte, und hatte dennoch ein paar alte Themen mit im Rucksack. Was allerdings sehr anders war als früher, war der Umgang mit diesen Themen.
Im Spätsommer 2010 fiel ich wieder in den tiefen Schlaf. Das gaukelte ich mir zumindest vor. Ich fühlte mich wieder völlig getrennt, was angesichts meiner monatelangen Einheitserfahrung die größte vorstellbare Katastrophe war. Im Nachhinein betrachtet wurde deutlich, dass ich wieder einmal das Spiel spielte, Schmerz und Leid zu brauchen, um zu lernen. Denn diese überaus hässliche Erfahrung hatte natürlich Folgen. Sie leitete einen Erkenntnis- und Befreiungsprozess ein, der in meinem Leben beispiellos war. Ich erkannte, dass ich mich in ganz grundsätzlichen Punkten nicht an die erste Stelle gestellt hatte. Diese Punkte waren mir zuvor gar nicht aufgefallen. Ich erkannte, was Freiheit wirklich bedeutet. Und sie führte mich zu Menschen, die ebenso wie ich Neues Bewusstsein wirklich lebten. Diese Erfahrung wollte ich unbedingt machen, und ich machte sie. Eine sehr wesentliche Erfahrung, weil sie mir zeigte, was möglich ist, wenn Menschen in Gemeinschaft Neue Energie leben. Das ist in nichts mit jeder anderen Art zu leben vergleichbar.
Kuthumi hat in einem Shoud einmal einen Satz immer wieder wiederholt, der für ihn sehr witzig zu sein schien: „Auf dem Weg zum Aufstieg habe ich alles verloren.“ Als ich diesen Satz damals gelesen hatte, wusste ich irgendwie, dass er richtig war. Ich kann nicht sagen, dass ich alles verloren habe, denn ich habe mich aktiv von allem befreit. In diesem Jahr, um das es hier geht, habe ich zunächst freiwillig auf mir zustehende Sozialleistungen verzichtet, ohne zu wissen, welche Einnahmequelle an ihre Stelle treten sollte. Ich tat dies, weil sie mit Verpflichtungen verbunden waren. Neue Energie kennt aber keine Verpflichtungen. Ich habe mich von meiner Wohnung getrennt, weil ich sie alt und einengend empfand, ohne zu wissen, wo ich danach wohnen sollte. Ich habe mich bis auf ein paar Kleidungsstücke, mein Notebook und meine Stereoanlage von allen Gegenständen getrennt, die ich jemals besessen hatte. Und ich habe mich von allem getrennt, woran ich jemals geglaubt hatte. Das war wohl das Wichtigste.
[...]
Erwachen und Neue Energie (Auszug)
Stell dir das menschliche Bewusstsein und das göttliche Bewusstsein als zwei Wellenlinien vor. Ich spreche von Bewusstsein, nicht von Energien oder von Wesen. Der (schlafende) Mensch identifiziert sein Bewusstsein hauptsächlich über den Verstand und seine Emotionen, beides Energien. Ab und zu lässt er so etwas wie Gespür für sich gelten. Die zwei Wellenlinien bewegen sich aufeinander zu und voneinander weg, sie tanzen einen Tanz. Jedes Bewusstsein tanzt seinen eigenen Tanz, und irgendwie tanzen die beiden einen gemeinsamen Tanz. Sie kommen einander näher und entfernen sich wieder. Bei diesem Tanz haben die beiden Wellen in ihrer gesamten Existenz einander nie berührt, sie sind sich nur immer wieder sehr nah gekommen.
In den Phasen der Nähe fühlt sich der Mensch zufrieden und glücklich, irgendwie eins mit dem Leben. In den Phasen der Entfernung hat der Mensch mehr Probleme, strauchelt und hadert immer wieder mit sich und der Welt. Und er kann mit seinem Verstand und seinen Emotionen nicht erklären, warum. Er weiß nicht, warum er sich manchmal gut fühlt, ihm alles gelingt und alles so perfekt zu sein scheint, und warum dann wieder das genaue Gegenteil der Fall ist.
Das menschliche Bewusstsein und das göttliche Bewusstsein sind sehr, sehr verschieden. Sie arbeiten so anders, dass ich es kaum zu beschreiben vermag. Und die beiden haben einander nie berührt. Das bedeutet nicht weniger als diese zwei Dinge: Der Mensch hat keine Ahnung davon, wie das göttliche Bewusstsein „tickt“, und das göttliche Bewusstsein hat keine Ahnung davon, wie der Mensch tickt. Denn das göttliche Bewusstsein des Wesens Mensch nimmt die Erfahrungen des Menschen gänzlich anders wahr als der Mensch. Es kennt keinen Schmerz, kein Gut und Schlecht, kein Richtig und Falsch, keinen Tod, keine Gefahr, keine Sorgen und so weiter. Es verspürt nur die Essenz einer Erfahrung. Das ist ungefähr so, wie wenn du als Mensch an ein Ereignis denkst, das lange Zeit zurückliegt und das dich nicht mehr berührt. Aus dieser Position nimmst du dieses Ereignis (oder diesen Zeitabschnitt) ganz anders wahr als damals, wo du mitten drin gesteckt bist.
Anders formuliert: Der Mensch ist sich seiner göttlichen Dimension nicht bewusst, und die Seele (ein anderes Wort für dein göttliches Bewusstsein) ist sich ihrer menschlichen Dimension nicht bewusst. Und so tanzen beide ihren Tanz.
[...]
(3) Verrückt, auf Umwegen, gefährlich und schnell
Dies ist keine Leseprobe, sondern eine Beschreibung dieses längeren Kapitels.
Ich erzähle hier den Weg meiner bewussten spirituellen Entwicklung. Er begann im Jahr 2006 mit der Kündigung meines gut bezahlten Jobs, ohne mir einen neuen Job zu suchen. Ab Ende August war ich von diesem Leben befreit. Und bereits im September ging ich wie ferngesteuert in die nächste Buchhandlung und begab mich zur Esoterik-Abteilung, die mich bis dorthin nie interessiert hatte. Ohne irgendein Vorwissen stürzte ich mich in ein neues Leben. Und ich genoss es, ich war begeistert. Obwohl ich mich selbst nicht wiedererkannte.
Im Dezember ließ ich aufgrund eines Tipps einer Freundin meine Seele channeln. Davor hatte ich nicht einmal das Wort Channeln gehört. Voller Ehrfurcht saß ich da und hörte mir an, was meine Seele mir zu sagen hatte. Das Channeling wurde auf Kassette aufgenommen, sodass ich es mir später wieder anhören konnte. Über mehrere Monate hinweg habe ich mir das Band dreimal angehört. Und erst beim dritten Mal (oder sogar erst beim vierten Mal) hörte ich etwas, was meine Seele gleich zu Beginn des Channelings gesagt hatte: „Du bist ein Meister.“ Mindestens dreimal habe ich diese diese Aussage glatt überhört, ich war nicht bereit für so eine Botschaft.
Wie auch immer. Ich tauchte in die Esoterikszene ein und nahm alles auf. Ich sah mich als kleinen, neuen Schüler, der von den Großen noch viel lernen musste. Dennoch verweilte ich nur kurz in jeder Welle, denn irgendetwas in mir sagte mir immer: „So kann das nicht sein. Das muss alles viel einfacher sein. Die ganzen Leute können nicht recht recht haben.“ Ich verließ mich immer auf meine innere Stimme, das brachte mich schnell weiter. Ich entdeckte in meinem Inneren Dinge, die mir die Esoteriker um die Ohren geschlagen hätten. Eine der überraschendsten Erkenntnisse war, dass ich wohl Gott sein musste. Ich hatte dergleichen bis dahin nirgendwo gelesen oder gehört, es kam nur aus mir. Aber es sollte noch eine geraume Zeit dauern, bis ich das auch wirklich glaubte.
Die Geschichte endet im Sommer 2008. Da war ich auf den Crimson Circle gestoßen. Das war für mich sehr wesentlich, denn dort hörte ich all das, was ich zuvor in mir gespürt hatte und womit ich völlig alleine dagestanden war. Ich fühlte mich in allem bestätigt und war nun irgendwie angekommen. Es war mein Zuhause. Und ab da dauerte es nur mehr eineinviertel Jahre bis zu meiner Erleuchtung.
Alles in allem dauerte der Prozess meines Erwachens nur knapp über drei Jahre. Und das kam mir schon sehr lang und sehr schwierig vor. Ich sollte auch nie wieder irgendeinen Job annehmen, mein altes Leben war bereits 2006 beendet. Und nach meiner Erleuchtung war auch die Zeit bis Ende 2009 aus meinem Leben verschwunden. Hätte ich sie nicht aufgeschrieben, könnte ich mich nicht mehr daran erinnern.
Dieses Kapitel ist das einzige Dokument, das den Weg zu meinem Erwachen beschreibt. Es gibt sonst nichts mehr darüber.
(32) Erlaube dir zu fühlen
(Das ganze Kapitel. Vom 21. 9. 2010)
Wie oft habe ich diesen Satz gelesen, gehört oder ihn mir in Erinnerung gerufen? Sehr oft. Und in der Regel hat er nicht viel für mich bedeutet. Warum?
Ich bin seit ein paar Jahren sehr geübt im bewussten Fühlen. In allen möglichen und unmöglichen Situationen fühle ich in mich hinein, fühle nach, was da ist, wie es sich anfühlt. Oft nehme ich dann ganz automatisch ein paar tiefe Atemzüge, vor allem dann, wenn das Gefühl nicht so angenehm ist.
Ich lese mit meinem Gefühl, nicht nur mit meinem Verstand. Jedes Buch, jeden Text, jedes E-Mail. Wie viele Shaumbra wissen, eröffnet das wirklich eine ganz andere, viel größere Wahrnehmungsebene. Ich sehe mit meinem Gefühl fern, ich nehme die Energie in einer Wohnung, in einem Café usw. mit meinem Gefühl wahr.
Durch die viele Übung im bewussten Fühlen nehme ich feinste Nuancen wahr oder fühle eine Kleinigkeit sehr deutlich, wo andere Menschen gar nichts spüren. Vor ein paar Jahren bin ich, ohne einen Hinweis darauf irgendwo gelesen zu haben, auf die Idee gekommen, mich meiner Angst bzw. meinen Ängsten zu stellen, indem ich sie bewusst fühlte. Ich habe an manchen Stellen, u. a. in meinem letzten Buch, beschrieben, wie wirkungsvoll das war. Bereits nach einigen Sekunden war die Angst weg, sodass ich sie gar nicht in dem Umfang fühlen konnte, in dem ich wollte. Ich hatte also das denkbar Unangenehmste, meine größten und tiefsten Ängste, zugelassen und einfach gefühlt.
Was sollte ich also noch fühlen? Was sollte ich mir da noch erlauben? Der Satz „Erlaube dir, zu fühlen“ hatte nicht viel Bedeutung für mich, ich dachte, ich hätte mir schon alles erlaubt.
Ich habe mich getäuscht, und zwar nicht zu wenig. In meinem letzten Blog, in meinem Hilfeschrei, habe ich geschrieben, dass die Aufgabe meiner alten Existenz die drei letzten großen Themen voll an die Oberfläche gespült hat und dass ich keine Ahnung habe, wie ich mit ihnen umgehen soll. (Ich werde in den nächsten paar Tagen diese Themen bzw. meine Erfahrung mit ihnen in der Rubrik Erfahrungen veröffentlichen.) Was mache ich eigentlich in solchen Situationen der tiefsten Verzweiflung, der größten Ratlosigkeit und des Gefühls, völlig am Ende zu sein? Die Leser meines Buches Spirituelle Revolution wissen, dass ich sicher nicht beginne, diese Themen in irgendeiner Weise zu bearbeiten. Das habe ich früher versucht, und das führt mich nur in eine Spirale nach unten. Was tue ich also dann? Ganz einfach, ich mache nichts. Nichts zu tun bedeutet nicht, mein Leben wie bisher weiter zu leben und die Themen links liegen zu lassen. Nichts zu tun bedeutet, wirklich nichts zu tun. Nichts. Meiner Erfahrung nach eröffnet nur das absolute Nichtstun den Weg zu mir und zu einer Lösung.
(Anm.: Es ist mittlerweile ein altes Motto von mir: Wenn ich nicht weiß, was ich tun soll, tue ich nichts. Alles andere wäre nur Anstrengung. Noch dazu in eine Richtung, von der ich nicht im Geringsten weiß, ob sie passend oder richtig ist. Und Anstrengung ist sowieso generell der falsche Weg.)
Üblicher Weise habe ich mir aus einem Bedürfnis heraus auch eine zweite Art des Umgangs mit Problemen zurecht gelegt: den Selbstausdruck. Das geschieht zunächst und zuallererst in meinem Tagebuch. Dieser Selbstausdruck verschafft mir immer Klarheit, denn im Selbstausdruck gebe ich mir (= meiner Göttlichkeit) die Gelegenheit, zu sprechen. Und ich kann zuhören. Doch in diesem Fall, den ich als die größte Krise oder die schwierigste Herausforderung meines Lebens empfinde, fehlte mir bisher sogar die Kraft bzw. die Motivation, mich mit meinem Tagebuch still irgendwohin zu setzen und zu schreiben.
Blieb mir also nur das Nichtstun. In München war das schwer möglich, ich war bei einer Familie zu Gast und wollte weder meinem lieben Freund noch seiner Familie über lange Zeit den Rücken zukehren. Und ich brauche viel Zeit zum Nichtstun, vor allem, wenn ich mich so sehr getrennt fühle wie jetzt. Letzten Samstag, meinem ersten Tag in Wien, wurde ich schon ruhiger. Hier wohnt ein guter Bekannter von mir, bei dem ich ab und zu unterkommen kann. Er hat zwar mit meinen Ansichten ganz und gar nichts am Hut, aber er ist der einzige Mensch, den ich kenne, der überhaupt keine Fragen stellt. Und das tut gut.
Am Sonntag habe ich endlich ganz aufgegeben. Ich versuchte nicht mehr, irgendetwas zu tun, irgendetwas erreichen zu wollen. Ich hing den ganzen Tag nur herum wie ein stinkendes Geselchtes, wie man in (Ost-)Österreich so schön sagt. Ich tat absolut nichts, außer dann und wann etwas zu essen. Ich starrte in die Luft. Völlig aufzugeben ist dasselbe wie alles anzunehmen und sich völlig hinzugeben. Es ist dasselbe. Es bedeutet, nichts mehr zu wollen, vor allem, nichts mehr steuern zu wollen, und stattdessen nur zu sein. Einfach nur zu sein.
Nun bin ich zwar in diesem Loch, in dieser tiefen Krise, in dieser Verzweiflung und fühle mich getrennt wie noch nie seit meinem Erwachen, doch ich bin schon erwacht, ich kenne meine wahre Stimme, und ich habe schon einige Übung darin, sie zu hören und zu fühlen. Wenn ich sie höre, erkenne ich sie sofort, diese Sicherheit habe ich bereits entwickelt. Mein größter Trost in einer Zeit wie dieser ist das Wissen, dass ich nur lange genug nichts tun und/oder schreiben muss, um wieder zu mir zu kommen und mich zu hören. Meine größte Sorge ist, dass das sehr lange dauern könnte und ich nicht weiß, wie ich über diese Zeit kommen soll und was sonst noch so alles in dieser Zeit passiert.
Am Sonntagabend war es soweit, ich vernahm einen ersten, zarten Ansatz meiner inneren Stimme. „Erlaube dir, zu fühlen“, sagte sie. Es war unverkennbar meine innere Stimme, denn sie fühlte sich beruhigend, erweiternd und erlösend an, wie immer. Die Frage „Was denn fühlen?“ stand nur kurz im Raum, schon nach ein paar Sekunden war mir die Antwort klar. Die anderen beiden Themen, die nicht Fülle heißen, sind sehr unangenehm und unbequem, und sie sind auch nicht Angst.
Ich dachte lange Zeit, dass ich alles Unangenehme schon zugelassen hätte, nachdem ich alle meine Ängste zugelassen hatte. Ich hatte immer umfangreicher erkannt, in welchen Situationen Angst in welch vielfältigen Gewändern auftritt. Wo fest schlafende Menschen sagen „Das ist keine Angst, das ist Risikostreuung oder Vorsorge oder Vorsicht oder Vernunft“, ist mir glasklar, dass es nur Angst ist, nett verbrämt mit Verstandesargumenten. Aber Angst ist wirklich bei weitem nicht alles. Es gibt noch eine ganze Reihe andere unangenehme, unbequeme Empfindungen, die nichts mit Angst zu tun haben, aber genauso wehtun. Scham ist zB eine solche Empfindung, die ebenso wie die Angst ihre Tentakeln in alle Lebensbereiche ausgestreckt hat. Doch auch die Scham hatte ich mir schon erlaubt, wie man an vielen meiner Beiträge erkennen kann. – Es gibt noch mehr.
Wie ich schon sagte, sind mir meine Themen nicht neu, sie waren mir auch in meiner alten Existenz gut bekannt. Jetzt sind sie bloß völlig unverdeckt, groß, sehr präsent. Jetzt kann ich ihnen beim besten Willen nicht mehr ausweichen. Und genau das tat ich früher. Wann immer ich etwas davon wahrnahm, fühlte ich nicht richtig hin, ich wich aus. In den letzten Monaten am häufigsten dadurch, dass ich Ruhe suchte, um mich, meinen Kern, mein wahres Ich zu spüren, was mich natürlich in ein Hochgefühl, in ein im wahrsten Sinn des Wortes göttliches Gefühl versetzte. Ich hatte mir eben nicht erlaubt, diese Themen zu fühlen. Ich tanzte darum herum, wich aus, stieß sie weg.
Kann Gott sich ein Problem erschaffen, indem er sich auf sich selbst besinnt? Die paradoxe Antwort lautet: Ja! Wenn ich einmal erwacht bin, also meine Göttlichkeit erkannt habe, kann ich aus ihr eine Kammer des Rückzugs machen, einen goldenen Tresor. In diesem Tresor ist es wunderschön, dieser Ort fühlt sich so richtig an, weil ich hier mich selbst, meinen Kern, meine Größe, mein strahlendes Licht wahrnehme. Und doch kann ich mich an diesem Ort verstecken. Verstecken vor etwas, das auch zu mir gehört, das auch ich ist. Die neue Erkenntnis für mich lautet also: Ich kann im Erkennen meiner Göttlichkeit die Augen verschließen. Ganz schön verblüffend. (Aber ich habe es vor ein paar Monaten schon erahnt, als ich in meinem Buch das Kapitel Göttliche Probleme schrieb. ;-) )
Also habe ich mir am Sonntagabend zum ersten Mal erlaubt, etwas zu fühlen, was ich mir zuvor nicht erlaubt hatte. Ich habe den Impuls, gleich wieder wegzugehen, überwunden. Der war aber ohnehin nur kurz und klein und schwach, da war nicht viel zu überwinden, denn ich hatte ja wieder meine wahre Stimme gehört und war sofort bereit und willens, den nächsten Schritt zu gehen. Der Akt des Fühlens fühlte sich auch mehr erlösend als unangenehm an. Das Gefühl an sich war schon sehr unangenehm, aber es zuzulassen und wahrzunehmen war befreiend und – irgendwie angenehm. Das entsprechende Thema wurde auch sofort kleiner. Ich habe nicht den Eindruck, dass es ganz weg ist, nein, wirklich nicht, das sehe ich. Aber ich habe zumindest einen Weg gefunden, damit umzugehen. Ich weiß auch nicht, ob das der einzige oder der einzig richtige Weg ist, aber es ist ein Anfang, der sich richtig anfühlt. Der Vorteil in meinem göttlichen Tresor ist, dass ich mich dort nicht ewig verstecken kann und dass dort früher oder später die Lösung zum Vorschein kommt, selbst dann, wenn ich mich gerade sehr weit entfernt von mir selbst fühle. Ich brauche nur ein bisschen Vertrauen und nur ein bisschen Geduld. Nur. ;-)
Für dieses Vorgehen, unangenehme Dinge einfach nur zu fühlen und sonst ganz und gar nichts zu tun, gibt es in meinem Leben einen Beispielfall, der mir schon oft als Standard gedient hat und auch diesmal als Standard dient. (Gelobt sei die Standard-Technologie!)
Als ich 19 Jahre alt war, begab ich mich in meine zweite fixe Beziehung. Ich hatte damals den Eindruck, meine Freundin über die Maßen zu lieben, weiß aber heute, dass ich damals schon wusste, dass das nicht Liebe war. In einer Weise war ich richtig abhängig von ihr, ohne zu wissen warum, denn diese Beziehung brachte mir, auch damals schon für mich ersichtlich, mehr Nachteile als Vorteile. Mir fiel deutlich auf, dass meine Lebensenergie, meine Lebensfreude täglich abnahmen. Ich wurde heftig ausgesaugt. Während meine Freundin immer mehr erblühte, ging es mit mir immer mehr bergab. Trotzdem sagte ich damals: „Ich bin süchtig nach dieser Frau.“ Und das war ich auch. In einer Weise war diese Beziehung absolut wundervoll, denn sie zeigte mir praktisch alle meine wesentlichen Themen mehr als deutlich. Bloß erkannte ich das damals nicht und lernte dementsprechend nichts. Nach ca. 17 Monaten machte sie Schluss mit den Worten: „Danke, dass du einen normalen Menschen aus mir gemacht hast.“ Augenblicklich fiel ich in ein tiefes, schwarzes Loch. In der Zeit nach dem Aus litt ich Höllenqualen. Die meisten Menschen kennen so etwas vermutlich, daher brauche ich es nicht näher zu beschreiben.
Das Bemerkenswerte in dieser Lebensphase war allerdings, dass ich nicht das geringste Bedürfnis danach verspürte, irgendetwas an diesen Qualen zu ändern. Im Gegenteil, ich ließ mich mit meinem ganzen Wesen voll in die Suppe des Leids hinein fallen und suhlte mich darin. In jeder offenen Wunde bohrte ich noch herum. Ich versuchte keine Sekunde lang, mich von meinem Leid durch irgendeine Aktivität abzulenken, meine Gedanken zu zerstreuen. Ich wollte nichts verdrängen, und ich wollte mich auch nicht wieder aufraffen, also meinen Schmerz irgendwie bearbeiten.
Diese Phase dauerte ziemlich genau drei Monate lang. Die Intensität meines Schmerzes ließ in diesen drei Monaten zwar leicht nach, aber nicht wesentlich. Vielmehr war es so, dass ich mich an ihn gewöhnte. Und dann geschah das Wunder. Eines Tages stand ich in der Früh auf, machte Frühstück wie immer, begann den Tag wie immer, und stellte nach ein paar Stunden fest, dass ich nicht mehr litt und bestens gelaunt war. Ich versuchte schon aus Gewohnheit, mich wieder in den Schmerz zu begeben, das übliche Salz in meine Wunden zu streuen, aber es funktionierte nicht mehr. Da wollte nichts mehr leiden, es gab keine Wunde mehr. Ich erinnere mich gut, dass ich es auch damals so empfand, dass plötzlich von einem Tag auf den anderen alles gut war. Meine Lebensfreude war wieder da, ich sprühte wieder vor Energie. Das war berauschend! Und ich war fertig mit meiner Ex-Freundin. Ich meine wirklich fertig. Ich wollte nichts mehr von ihr. Ich trug ihr nichts nach, nicht das Geringste. Weder war ich böse auf sie, noch wollte ich sie wieder. Übrig blieb einfach ein Mensch, der war, wie er war. Ich hatte noch über Jahre regen Kontakt mit ihr, daher weiß ich ganz genau, dass da nichts mehr war, in keiner Richtung.
Das ist mein Beispiel, mein Standard. Natürlich besann ich mich ab da nach jeder beendeten Beziehung auf diesen Standard. Und nun tue ich es wieder. Ich lasse mich voll hinein fallen in mein empfundenes Leid. Und ja, ich beweine mich und bemitleide mich, das gehört dazu. Ich versuche nichts zu tun, um da raus zu kommen. Im Gegenteil, ich erlaube mir, alles zu fühlen und streue noch Salz in meine Wunden. Immer wieder halte ich mir vor Augen, was ich an meiner ganzen Situation nicht verstehe, was mein Leid vergrößert. Ich weiß im Moment einfach nichts Besseres, und dieses Vorgehen fühlt sich am einfachsten und gleichzeitig am erfolgversprechendsten an. Vor allem versuche ich dabei nicht so verrückte Dinge, wie mich an den eigenen Haaren wieder aus dem Dreck zu ziehen. Das wäre nämlich Lüge! Das wäre das Ignorieren und Ablehnen des Drecks. Und das bringt mich nicht weiter. Im Gegenteil, das lässt den Dreck weiter leben. Ich spüre bereits jetzt manche kurze Momente, in denen ich genug davon habe. Und sofort stoße ich mich selbst wieder hinein. Ich weiß, irgendwann habe ich dann wirklich genug davon.
Gestern litt ich wieder fleißig und still vor mich hin, mein Lichtschimmer vom Sonntag verblasste etwas. Heute erhielt ich zwei Spenden von zwei Shaumbra, die auf meinen letzten Blog mit spontaner Unterstützung reagierten. (Ich danke euch von Herzen dafür!) Die allerbeste Verwendung eines Teils davon war für mich, in mein Stammcafé zu gehen und zunächst diesen besonderen Kaffee zu genießen. Aber der Kaffee dort ist bei weitem nicht alles. In diesem Lokal fließen Energien, die für mich außerordentlich günstig sind. Dort finde ich immer wieder die Ruhe, um zu mir zu kommen. Dort habe ich meine Göttlichkeit erkannt, dort habe ich meine beiden Bücher geschrieben, dort habe ich immer wieder wunderbare, kreative Ideen. Und so war es auch heute. Ich verspürte wieder die Lust, etwas zu schreiben, und zwar gleich mehrere Dinge, die in den nächsten Tagen auf Shaumbra Österreich zu lesen sein werden. Es war fast so, wie aus einem langen, dunklen Tunnel heraus zu kommen. Dieses Café ist natürlich nicht er einzige Ort, wo ich zu mir kommen und etwas entwickeln kann, aber dort geht es immer wieder mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit. :-)
Ich möchte nicht versäumen anzumerken, dass ich nicht die geringste Ahnung habe, was ich da eigentlich tue. Aber daran habe ich mich schon gewöhnt. Wenn ich nur auf das heurige Jahr zurück blicke, sehe ich, dass ich bei allen wesentlichen Entscheidungen nicht die geringste Ahnung hatte, was ich da tat. Ich spürte nur, dass ich es tun musste. Heißt soviel wie unbedingt tun wollte. So sieht letztlich der göttliche Weg aus: Dinge zu tun, von denen der Verstand keine Ahnung hat; nicht mehr auf ihn zu hören, wenn eine tiefere Instanz etwas anderes sagt.
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Preis: 23,90 € | 18,90 € | 8,99 €
Seitenzahl: 278 | 285 | -
ISBN: 979-8465151887 | 978-1521826362 | -
ASIN: B09HG2T8DB | 1521826366 | B073WLRG2R
Sprache: Deutsch (de) | Ausgabe 2, Juli 2017
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Zusätzlich gibt es das Taschenbuch und das eBook im gesamten deutschsprachigen Buchhandel.
ISBN des EBooks 978-3754985083, ISBN des TB 978-9463676748, 324 Seiten zB bei Bookmundo: