Im Nachhinein betrachtet

Spirituelle Menschen kennen die Aussage, dass alles so leicht sei. Das Leben umstellen, die gegenwärtige Situation ändern, sich etwas erschaffen, etwas Altes, Unerwünschtes wieder ent-schaffen usw. Alles ist angeblich so leicht, so einfach. Man braucht nur wählen und/oder den Leicht-Knopf drücken. Viele Medien channeln solche Informationen, viele Engel und Meister sagen solche Dinge.

Ja. Und ich muss sagen, im Nachhinein betrachtet ist tatsächlich alles leicht. Babyleicht eigentlich. Kürzlich sprach ich mit Renate über das gegenseitige Verstehen. Darüber, dass man unter bewussten, wachen Menschen so wenige Worte und Sätze braucht. Es genügt, wenn der eine etwas andeutet oder unbeholfen hervor stammelt, weil ihm die Worte fehlen. Der andere versteht bereits im Ansatz, was sein Gesprächspartner meint. Ich sagte zu Renate: „Es ist sooo leicht, Menschen zu verstehen.“ Das ist es wirklich. Bereits in den ersten paar Worten bringt der Mensch die Energie dessen rüber, was er ausdrücken möchte.

Es ist so leicht, zu verstehen, was jemand meint und sagen will. Es ist so leicht, zu fühlen, was in ihm ist. Es ist so leicht, die eigenen Gefühle zuzulassen und sie wahrzunehmen. (Damit meine ich erst in zweiter Linie die konditionierten Emotionen. In erster Linie spreche ich von den unverfälschten Herzgefühlen, das meiner Meinung nach mächtigste Wahrnehmungsorgan.) Es ist so leicht, Mitgefühl zu haben, wirklich zu verstehen. Es ist so leicht, Lüge von Wahrheit zu unterscheiden. Es ist so leicht, meine innere Stimme zu hören. Und es ist leicht, ihr zu folgen. Es ist so leicht, etwas loszulassen. Es ist so leicht, unnütze Glaubensmuster zu erkennen und zu verändern. Es ist so leicht zu sehen, was ist.

Es ist so leicht, mich zu befreien. Es ist so leicht zu erkennen, ob bei mir selbst oder bei einem anderen Menschen der Verstand oder das Herz spricht. Es ist so leicht, mich selbst zu akzeptieren und zu lieben. Es ist so leicht, kein Drama zu haben. Im Gegenteil, heute scheint es mir unendlich mühsam und anstrengend, Drama zu machen oder Drama in meiner Nähe zu erleben.

Es ist so leicht, wirklich zu wählen. Mittlerweile kommt es mir sogar schon leicht vor, die Anhaftung an den Mangel loszulassen, nachdem ich eine Wahl getroffen habe. (Siehe dazu meinen letzten Blog.) Es ist so leicht, eine Wahl von einer Nicht-Wahl zu unterscheiden, bei mir und bei anderen. Es ist so leicht, bewusstes Wählen zu üben. Ich habe in einem früheren Blog einmal geschrieben: „Wenn ich nicht wählen kann, was ich will, wähle ich, was ich kann.“ Das bringt mich immer einen riesigen Schritt weiter. Ich eröffne mir dadurch neue Möglichkeiten und übe mich im Wählen. Und dann kann ich bald auch das wählen, was ich ursprünglich wollte.

Im Nachhinein betrachtet kann ich sagen, dass alle diese Dinge und mehr sehr leicht sind. Es ist tatsächlich nur das Umlegen eines Schalters.  Wenn man allerdings davor oder mitten drin steht, das alles zu erreichen, scheint es unendlich schwer. Warum? Weil es schwer ist. Warum ist es schwer? Weil man dazu alles aufgeben muss, was man bis dahin geglaubt  und getan hat. Alle Gewohnheiten. Nachdem diese Gewohnheiten sehr alt und eingefahren sind, scheint es schwer, etwas anderes zu tun. Alte Programmierungen, die man von anderen erhalten hat und die man sich selbst gegeben hat, sitzen tief. Und ganz automatisch fällt man immer wieder in diese Programmierungen zurück. Sie verschwinden nicht von heute auf morgen. Aber es ist leicht, mit ihnen umzugehen, wenn man eine wirkliche Wahl trifft.

Es ist leicht, sehr schnell sehr bewusst zu werden. Im Grunde braucht man dazu nichts anderes, als sich selbst zu akzeptieren. Alles von einem selbst. Im Akzeptieren all dessen, was man zuvor an sich selbst abgelehnt hat, wachsen die Wahrnehmungskraft und das Erkennen. Es kann allerdings hilfreich sein, einen bewussten Menschen zur Seite zu haben, der einen darauf hinweisen kann, was man in einer bestimmten Haltung oder Handlungsweise an sich selbst ablehnt.

Es gibt da noch etwas, was die oben genannten Dinge schwer macht: die Abertonnen an Makyo, die auf suchende Menschen herab regnen. Spirituelle Konzepte, die dem Verstand entspringen und den Verstand beschäftigt halten. So fragt sich ein Mensch angesichts dieser Konzepte, ob dieses oder jenes richtig oder besser sei. Er sucht nach Anleitungen und Verhaltensregeln. Er bleibt in den Bewertungsspielen des Verstandes. Und fährt fort, sich selbst klein, unwissend und getrennt zu fühlen. In dieser Falle kann man Jahre und Jahrzehnte lang stecken bleiben. Mit Makyo werden nur die einen Illusionen durch andere ersetzt, der Mensch kommt nicht dazu, seiner eigenen Wahrheit zu vertrauen. Dabei ist das sehr leicht.

Im Nachhinein betrachtet ist alles sehr leicht, davor und währenddessen ist es mitunter sehr schwer. Hier liegt der große Nutzen von Menschen, die vorangegangen sind. Solche, die es nicht immer leicht hatten, um im Nachhinein festzustellen, dass es auch viel leichter gegangen wäre. Ein bewusster, wacher, souveräner Mensch versteht genau, was ein anderer fühlt und denkt, in welcher Situation er sich befindet. Er kann ihm sagen, wie es ist, wenn man die Schalter umgelegt hat. Und er kann ihm sagen, wie leicht es sein kann, die Schalter umzulegen. Er kann erzählen, welche Umwege er selbst gegangen ist und dass ein anderer diese Umwege nicht gehen muss, wenn er nicht will. Er kann von Situationen erzählen, die sich wie Rückschläge oder sogar Katastrophen anfühlen, und er weiß, dass das alles normal und Teil des Prozesses ist. Er weiß, dass man vermeintliche Rückschläge ganz anders betrachten kann, wodurch sie sich überhaupt nicht mehr schlimm anfühlen.

Lebende Menschen, die zu ihrer Bewusstheit gelangt sind, können das besser als aufgestiegene Meister und andere Engel. Die Meister leben eben jetzt nicht hier, sie wissen nicht so genau, mit welchen Herausforderungen ein Mensch heute konfrontiert ist. Die Massenhypnose hat ein Niveau erreicht, das zu jeder früheren Zeit unvorstellbar war. Der Druck des alten Bewusstseins ist enorm. Meister kennen das nur aus Beobachtung, nicht aus eigener Erfahrung. Und Engel haben – mit Verlaub – keine Ahnung. Sie waren nie auf der Erde, sie können nur sehr theoretische Grundlagen erzählen. Beides, die Sicht der Engel und die Erfahrung der Meister, sind gut und wichtig für uns, sie waren bis zu einem bestimmten Punkt ein großer Segen und ein großes Geschenk. Doch mittlerweile gibt es Menschen, die weit genug gegangen sind, und anderen Menschen die Leichtigkeit des Seins zeigen können.

Ich kann heute aus eigener Erfahrung die Frage stellen: „Welchen Weg möchtest du gehen? Den leichten oder den schweren?“ Denn ich weiß, was damit gemeint ist, und wie man diese Wege voneinander unterscheiden kann. Im Nachhinein betrachtet ist es so leicht. wink