Keine Ahnung, was es ist

Wieder einmal eine Stimmung, die mich nicht froh macht, die mich irgendwie runter zieht. Oder auch nicht, bei genauer Betrachtung kann ich das nicht einmal sagen. Im ersten Moment fühlt es sich an, als ob mich diese Stimmung irgendwo festhält. Ich fühle hin. Sie könnte mich genauso gut weiter katapultieren. Es ist meine Wahl, ich fühle es.

Ich bin unzufrieden, das steht fest. Womit? Mit allem. Ich bin leicht reizbar. Ich weiß, meine Umwelt kriegt davon wieder einmal nichts mit. Aber ich spiele nicht, ich halte mich nicht zurück. Ich habe einfach nicht die geringste Lust, mich über etwas aufzuregen. Worüber auch? Über alles?

Ich habe zu nichts Lust, zu gar nichts. Schon gar nicht mag ich irgendetwas erschaffen. Ich bin des Erschaffens müde. Die viele Arbeit mit dem Bau des neuen Hauses und dann des Forums hat mir ganz schön zugesetzt, ich hab’s in meinen Armen und Beinen gespürt. Und gleichzeitig kommt ein neues Projekt auf mich zu. Ich habe keine Ahnung, was ich damit tun soll. Eigentlich eine sehr schöne Sache. Ein fremder Mann kontaktiert mich über Empfehlung einer dritten Person, er unterbreitet mir eine Sache, an die ich nicht im Entferntesten gedacht habe. Eine Fähigkeit aus meinem früheren Leben, die ich längst ad acta gelegt habe. Und nun stehe ich da und weiß nicht, was ich damit tun soll. Auf der einen Seite sprießen wieder die Ideen ohne Ende, auf der anderen Seite bin ich völlig leidenschaftslos und emotionslos diesem Ding gegenüber. Kuthumi meldet sich wieder: „Im Zweifel wähle die Erfahrung.“ Schon wieder Arbeit. Für? Ich weiß es nicht.

Ist es meine Sache? Das ist die Gretchenfrage. In den letzten Wochen habe ich interessante Erfahrungen gemacht. Wann immer ich etwas tat, das nicht originär aus mir kam und nicht für mich war, wurde es sehr anstrengend, aufwändig und mühsam. Egal, ob es sich um etwas Kleines oder etwas Großes handelte. Diese Erfahrung machte ich in den letzten Jahren oft, aber nicht ununterbrochen. In letzter Zeit war sie wieder deutlich. Eine schöne Erfahrung eigentlich. Sie zeigt mir, worum es in meinem Leben wirklich geht: um mich. Ich habe so überhaupt keine Lust mehr, irgendetwas für irgendwen anderen zu tun. Was natürlich nicht gleichbedeutend damit ist, nichts zu tun, wovon wer anderer auch profitiert. Aber es muss meines sein, für mich, es muss aus meiner Freude kommen.

Keine Lust zu irgendwas. Am liebsten würde ich irgendwo am Meer in der Sonne sitzen. Mit ein paar lieben Freunden. Quatschen. Sein. Cocktails schlürfen. Gut essen. Das ist alles. Nicht einmal ein Computer.

Ich spüre den Wunsch nach Veränderung. Ohne zu wissen, welcher Art die Veränderung sein soll, in welche Richtung sie gehen soll. Ich habe keine Ahnung. Doch ich spüre den tiefen Wunsch. Manchmal fühlt er sich sogar wie ein Drang an. In diesem Wunsch/Drang schwanke ich zwischen Ablehnung und Hinnehmen meines jetzigen Lebens. Keine gute Position, keine brauchbaren Alternativen. Ist mir alles bewusst. Allein, das Bewusstsein einer Situation verändert sie nicht und macht sie nicht besser. Wieder sehe ich, wie kontraproduktiv Wünschen ist. (Adamus sprach im letzten Shoud sehr treffend darüber.)

Ich merke, was es ist, das ich nicht (mehr) mag: mein altes Leben. Ich habe vor geraumer Zeit ein neues Leben begonnen, ein völlig neues. Und ich schleppe noch immer alte Dinge mit mir herum. Gedanken, Gefühle, Verhaltensmuster. Ich fühle mich wie in einem luftleeren Zwischenstadium. Das Alte ist nicht mehr, das Neue noch nicht da. In diesem luftleeren Raum fehlt mir der Halt. Ich sende Energie in das Alte und in das Neue. Das Alte fühlt sich ausnahmslos unangenehm an, aber ich kann’s nicht lassen, dorthin zu gehen. Das Neue ist vage und unkonkret, riskant. Dumme Sache. Und nicht neu. Ich meine, ich kenne das alles schon, diese Gefühle des Zwischenstadiums.

Ich wundere mich. Ich bin schon so viele Schritte gegangen, so waghalsige und riskante. Und noch immer schleppe ich altes Zeug mit mir rum? Noch immer bin ich nicht gewandt im Neuen? Alte Programmierungen sitzen wirklich tief. Und ich komme mir vor wie in einem Gefängnis. Als ob ich weder nach vor noch zurück könnte. Stillstand ist das Schlimmste.

Wie ich oben schon sagte, das alles kann ein Festhalten oder ein mächtiger Schub sein. Ich spüre das deutlich. Ich habe die Wahl. Im Moment fühlt es sich am besten für mich an, das alles anzunehmen, es sein zu lassen, wie es ist, es nicht zu bewerten. Ich weiß ohnehin nicht, was es ist und was ich tun soll. Was sollte ich also dann tun? Mich ärgern oder aufregen, oder es annehmen? Letzteres fühlt sich viel besser an.