Wie die Seele beschützt

Irgendwann habe ich beschlossen zu erwachen. Dieses Irgendwann war vor meiner Geburt in diese jetzige Inkarnation, wie ich im Zuge meines bewussten Erwachensprozesses (2006 – 2009) realisiert habe. (Ich bin übrigens davon überzeugt, dass der Entschluss bei allen Erwachenden, die bis in die Phase 3 gelangen, vor ihrer Geburt gefasst wurde.) Genau gesagt war mein Entschluss, in diesem Leben meine Erleuchtung zu erfahren, was ja 2009 auch passiert ist. Erst nach meiner Erleuchtung habe ich Zug um Zug erkannt, unter welch besonderem Schutz ich mein ganzes Leben lang stand und stehe, auf welche Weise sich die Seele um den Menschen gekümmert hat. Das gilt übrigens für alle erwachenden Menschen. Ein paar besonders deutliche Beispiele beschreibe ich hier.

Beziehungen

Den mit Abstand größten Punkt nehme ich gleich als erstes. Oder sollte ich besser sagen, das größte Schlachtfeld? Der ganze Kram um Beziehungen gleicht nämlich wirklich am ehesten einem Schlachtfeld.

Ich war mein ganzes Leben lang davor geschützt, zu lange in abhängige Beziehungen zu geraten. Schon ab dem Kindesalter hatte ich eine deutlich weniger starke Bindung zu meiner physischen Familie als andere Kinder. Ab dem späteren Teenager-Alter drängte mein Innerstes stark nach Unabhängigkeit von den Eltern.

Später hatte ich etliche Affären und wenige, ernsthafte Partnerschaften mit Frauen, die auch nie länger als eineinhalb Jahre lang hielten. Oh, da war ich in starker Abhängigkeit! Damals empfand ich es als große Liebe, doch es war Abhängigkeit. Und ich fühlte auch damals schon deutlich, wie sehr mich diese Partnerschaften auslaugten.

Solange ich schlief, hatte ich immer einen großen Freundes- und Bekanntenkreis. Ich liebte es, viele Beziehungen zu haben. Doch irgendwas stimmte nicht, nie. Ich hatte nie wirklich das Gefühl, wirklich gute Freunde zu haben, so etwas wie einen besten Freund oder Freundin. Irgendwie fühlte ich mich immer alleine, was mir glücklicher Weise nicht allzu viel ausmachte. Je älter ich wurde, desto loser schienen mir meine Beziehungen. Es mochten mich zwar viele Menschen, und sie kamen auf mich zu, jedoch hielten sie ab einem gewissen Punkt Abstand zu mir. Sie schienen mir nicht wirklich nahe kommen zu wollen. Und wenn ich einmal das Gefühl hatte, einen guten Freund/Freundin gefunden zu haben und ihm/ihr dann mein Innerstes anvertraute, wurde ich brüsk zurückgewiesen. Von dieser Regel gab es keine Ausnahme.

Früher empfand ich das alles als sehr problematisch. Mit mir musste etwas nicht stimmen! Wieso wollte mich niemand wirklich? Wieso waren Menschen hauptsächlich dann an mir interessiert, wenn sie Hilfe brauchten? Wieso hatte ich keinen besten Freund? Wiese hatte ich keine Frau? Ich sehnte mich nach guten Beziehungen.

Heute sehe ich, welch großes Glück ich hatte. Ich sehe, wie mich die Seele vor dem Beziehungskram schützte. Denn diese Beziehungen erzeugen Unmengen von Abhängigkeiten, Verpflichtungen, Druck und Unfreiheit. Es wird immer hin und her gezogen und geschoben, es werden Erwartungen aufgebaut, und es werden Tonnen von Energie gestohlen. Ich sehe heute, wie Menschen mit Beziehungen umgehen, und ich fühle mich augenblicklich unwohl. Ich sehe die dichten Geflechte, die die Menschen maximal unfrei und unglücklich machen.

Seit ich erwacht bin, habe ich ein großartiges Beziehungsleben! Zuallererst habe ich eine wirkliche Beziehung zu mir selbst, und das ist die einzige, auf die es wirklich ankommt. Darüber hinaus knüpfe ich Beziehungen zu Menschen, wenn ich das will, und lasse sie wieder los, wenn ich das will. Ich bin nie in Abhängigkeit. Ich erwarte, will und fordere nichts von anderen, und sie nicht von mir. Niemand stiehlt dem anderen Energie. Das sind Beziehungen unter unter souveränen Menschen! Und die sind ungleich freier und bereichernder als die alten Beziehungen.

In meinem weiteren Umfeld sehe ich immer wieder erwachende Menschen, die alleine sind. Schöne Frauen ohne Männer oder mit öfter wechselnden Partnern, nette Männer ohne Frauen von Dauer. Oft empfinden sie das als problematisch, wie ich früher. Denn die Gesellschaft sagt, dass es falsch ist, alleine zu sein.

Karriere

Welchen Beruf und welchen Job ich auch ausübte, ich war immer hoch oder sogar höchst qualifiziert. Meine Qualifikationen wurden auch sehr geschätzt, ich war als Arbeitskraft sehr gefragt. Aber ich sollte in der Hierarchie immer eher weit unten bleiben. Praktisch an jedem Arbeitsplatz waren meine Expertisen im oberen Management erwünscht, ja ich sollte sogar Aufgaben des Managements übernehmen, aber die zugehörige Position wurde mir verwehrt.

Es kam immer wieder vor, dass mir Positionen im Management oder sogar im Vorstand angeboten wurden. Doch im letzten Moment gab es immer einen Rückzieher. In meiner letzten Firma wollte sogar mein Chef, der Abteilungsleiter war, mit mir den Job tauschen. Er hatte keine Lust mehr auf diese Position und war der Meinung, dass ich seinen Job besser machen würde als er. Er setzte sich beim Vorstand dafür ein, dass wir diesen Wechsel vollziehen. Der Vorstand war dagegen.

Ich hatte nie große Ambitionen in puncto Karriere, so ein bisschen aber schon. Auf einen Posten im Vorstand war ich nie scharf, aber ich wollte immer gestalten. Und das ging als Abteilungsleiter besser als als Teamleiter. Dachte ich jedenfalls.

Ich fragte mich wirklich, was ich falsch machte. Es war wie verhext! Es wurde mir immer zugestanden, dass ich ein guter Manager war, und dennoch kam ich nie weiter.

Ah, die Seele hat mich davor beschützt, Karriere zu machen. Was wäre denn passiert auf meiner Karriereleiter? Ich wäre voll darauf fokussiert gewesen. Auf dieser Leiter gibt es Kämpfe und Intrigen, damit hätte ich mich befasst. Und damit, was man tun soll und was nicht. Die maximale Ablenkung von dem, was wirklich wichtig ist! Die maximale Ablenkung von mir selbst und dem, was ich wirklich bin. Und überhaupt, was soll denn das mit der Karriere? Da geht es nur um Machtspiele, und genau dort sollte nicht hin. Von genau dort sollte ich weg, falls ich schon drin war.

Die verpatzte Karriere – was für ein Glück für mich!

Reichtum

Reichtum wird oft mit Karriere verknüpft, was aber nicht ganz richtig ist. Denn großer Reichtum ist mit Arbeit nicht zu erreichen, da braucht es schon andere Mechanismen. Davon gibt es nur sehr wenige Ausnahmen, Topmanager in sehr großen Konzernen, vorzugsweise Banken, die dann mitunter ein paar Millionen pro Monat verdienen. Solche Posten gibt es aber wirklich nicht viele auf der Welt, also ist der Weg über die Karriere eher aussichtslos.

Ich hatte zwar immer überdurchschnittlich verdient, aber von echtem Reichtum konnte nicht die Rede sein. Im Gegenteil, ich unterlag immer diversen Versuchungen, mein Geld „sinnlos“ zu verplempern. So entstand erst gar nicht die Möglichkeit, größeren Wohlstand anzuhäufen. Die Seele hat mich davor beschützt, reich zu werden.

Was wäre denn passiert, wenn ich reich gewesen wäre? Ich hätte mich damit beschäftigt, den Reichtum zu mehren, ihn nicht zu verlieren, Statussymbole anzuhäufen, in der Welt der Reichen anerkannt zu werden usw. Ich hätte damit geprotzt, reich zu sein. Ich wäre immer blinder geworden, statt immer sehender. Mit Reichtum ist es sehr schwer, den Weg zu sich selbst zu finden.

An Reichtum ist nichts verkehrt, gar nichts. Erwachende Menschen sollen keineswegs arm sein. Das ist Unfug aus vielen spirituellen Lehren. Aber für einen schlafenden Menschen ist Reichtum die pure Ablenkung. Wenn du bewusst genug bist, kannst du dir Reichtum erschaffen, dann verwendest du ihn nicht, um dein Ego aufzupolieren oder Macht auszuüben. Und der Vollständigkeit halber möchte ich dazusagen, dass Armut eine genauso große Ablenkung ist wie Reichtum.

Sexualität

Die Sexualität ist ein Spezialfall der Beziehungen und ein noch größeres Schlachtfeld. Die allermeisten sexuellen Beziehungen sind ein Machtspiel ohne Ende, und vielfach ist es den Beteiligten nicht einmal bewusst. Beim Sex bzw. über den Sex wird die meiste Energie gestohlen. Und alle Kulturen und Religionen haben ihre Mechanismen entwickelt, die Sexualität zu kontrollieren. Ganz klar, denn freie Sexualität entzieht sich jeder Kontrolle, gleichzeitig ist sie das Zentrum der Kreativität. Das können Machtausüber ganz und gar nicht gebrauchen.

Ich war mein Leben lang davor beschützt, Sex dazu zu benutzen, um Macht in irgendeiner Form auszuüben oder Energie zu stehlen. Im Gegenteil, in vielen Fällen war ich der Bestohlene. Das führte irgendwann dazu, dass ich die Lust daran verlor, Sex zu haben. Das war nicht schön, denn mein Sexualtrieb war ja immer vorhanden. Dennoch wollte ich mich auf keine sexuelle Beziehung einlassen. Irgendwann habe ich mich damit abgefunden, dass ich halt geraume Zeit keinen Sex hatte, und das hatte eine gute Seite. Ich habe gesehen, dass ich nicht abhängig von Sex bin. Ich kenne ja viele Menschen, die häufig Sex haben müssen, sonst werden sie total unrund und unausgeglichen. Das war bei mir nie der Fall.

Es ist natürlich wieder einmal völliger Unsinn, Abstinenz zu predigen und zu fordern. Aber erwachende Menschen, die Sex zur Machtausübung und zum Energiediebstahl nutzen, werden von der Seele davor beschützt. Sie erhalten immer weniger Gelegenheiten zum Sex, erleben Ablehnung und Zurückweisung u. ä. Im schlimmsten Fall werden sie impotent bzw. frigide. Dasselbe ergeht erwachenden Menschen, die beim Sex das Opfer spielen, die sich also Energie stehlen lassen und Machtspiele mit sich spielen lassen. In diesen Fällen gibt es einmal eine längere Pause beim Sex, bis diese Menschen zu sich selbst gefunden und ein natürliches Verhältnis zu Sexualität entwickelt haben. Die Seele beschützt den Menschen davor, über die Sexualität in irgendeine Form von Abhängigkeit zu geraten.

Unheil

Dass ich immer beschützt vor echtem Unheil war, ist mir sogar schon in jungen Jahren als tief schlafender Mensch aufgefallen. Ich schien sehr oft den viel zitierten Schutzengel zu haben. (Der natürlich ebenso Unsinn ist.) Bis zuletzt forderte ich ganz automatisch und scheinbar unwillkürlich immer wieder Situationen heraus, die mich in große Gefahr hätten bringen können. Und mir ist nie etwas passiert. Ich ging nicht gegen andere vor, davor war ich auch beschützt, aber ich trat gefährlichen Menschen gegenüber sehr provokant auf. Wenn es darum ging, meine Wahrheit zu sagen oder mich nicht einschränken zu lassen, kannte ich keine Kompromisse.

Jeder erwachende Mensch sollte sich zu jeder Zeit dessen bewusst sein, dass er immer beschützt vor Unheil ist. Das nimmt seiner Reise viel Angst und fördert das Vertrauen in ihn selbst.


Die vier erstgenannten Punkte, Beziehungen, Karriere, Reichtum und Sexualität, empfindet das menschliche Selbst in der Regel als hoch problematisch. Es versucht dann immer, Probleme zu lösen und sich auf den Pfad zu begeben, den das Massenbewusstsein vorgibt. In Wahrheit sind aber alle fünf Punkte Schutzmechanismen der Seele, nicht nur der letzte. Sie dienen dazu, den Menschen herauszunavigieren aus den Illusionen, Manipulationen, Machtspielen, Verführungen und Ablenkungen der Masse und ihn sicher und beschützt zu sich selbst zu führen. Zu der Erkenntnis, wer er wirklich ist. Dann hat er eine gänzlich andere Sicht auf die Dinge und entwickelt einen neuen, freien und unabhängigen Umgang mit Beziehungen, Reichtum und Sexualität. Karriere braucht er keine mehr, sie ist eine Illusion und ein Gefängnis. Und Unheil braucht er auch keines mehr.

Siehst du, wie perfekt das alles ist? Und Menschen glauben immer, sie hätten Probleme.

Die Seele, das bin ich. Es ist eine andere Bewusstseinsebene von mir als die menschliche. Die Seele ist nicht in Details und Problemen verstrickt. Die menschliche Bewusstseinsebene ist das sehr wohl und verliert dabei gern den Blick auf das gesamte Wesen. Doch jedem Menschen steht die Tür zu allem, was er ist, immer offen.

Solange ein Wesen nicht gewählt hat, zu erwachen, lässt die Seele ihren menschlichen Aspekt völlig frei gewähren und ihn ungehindert seine Erfahrungen machen. Doch sobald eine Seele ihre Erleuchtung gewählt hat, ist ihr menschlicher Aspekt ihr wichtigster, und sie mischt sich sich massiv in das Menschenleben ein. Sie schützt dieses menschliche Wesen und geleitet es sicher auf seiner Reise zu sich selbst.