Durchhalten! Niemals aufgeben!

Was fühlst du, wenn du diese Überschrift liest? Fühlst du „Ja! Genau! Ich gebe nicht auf! Niemals!“? Oder fühlst du dich etwas entrückt und fragst dich, was diese Parole soll? Noch dazu von mir?

Nicht aufgeben, niemals aufgeben. Das lesen und hören wir oft. Es gibt so viele Geschichten, Biographien, in denen der Protagonist kundtut, dass er alles geschafft und erreicht hat, weil er nie aufgegeben hat. Bei jedem Rückschlag ist er wieder aufgestanden und hat konsequent sein Ziel verfolgt. In Filmen hören wir den Satz oft, niemals aufgeben. Es ist eine fixe Größe im Massenbewusstsein. Wer aufgibt, hat verloren. Wer aufgibt, ist tot. Man muss durchhalten und immer wieder aufstehen. Nur so erreicht man was im Leben. Wer aufgibt ist ein Schwächling, ein Feigling. Und wir schauen ehrfurchtsvoll oder neidisch auf die Leute, die niemals aufgegeben haben.

Ja, das Massenbewusstsein sagt das. Bloß ist das alte Energie. In Reinkultur. Nicht aufzugeben bedeutet in den meisten Fällen weiter wursteln. Weiter so dahin wie eh und je. Weiter strampeln. Sich weiter plagen und abmühen.

Wahrscheinlich hast du schon Situationen erlebt, in denen nichts mehr geht. Da ist ein Problem, vielleicht ein großes. Du versuchst es zu lösen, mit allen Mitteln, die du kennst. Doch was du auch tust und versuchst, nichts bringt dich der Lösung auch nur einen Schritt näher. Dann fragst du andere oder liest Bücher. Denn irgendwer muss ja eine Lösung wissen. Oft ist es dann so, dass das Problem nicht nur nicht kleiner, sondern sogar größer wird. Bei jedem neuen Input glaubst du, „Das ist jetzt die Lösung!“. Doch schon bald stellt sich heraus, dass die vermeintliche Lösung derselbe Flop ist wie alles andere, was du gemacht und versucht hast.

In solchen Fällen hilft nur eins: Aufgeben. Und zwar total.

Fast allen Menschen fällt das unendlich schwer. Die gesamte menschliche Existenz ist auf durchhalten programmiert. Und diese Grundhaltung des Durchhaltens wird auch noch ständig befeuert vom Massenbewusstsein, jeden Tag. Schließlich lernst du es schon als Kind. Du fällst hin und stehst wieder auf. Du lernst, gegen den Widerstand von außen deinen Weg zu gehen. Dieses Nicht-Aufgeben ist tief im Menschen eingebrannt. Haben wir uns nicht durch den mühsamen Erwachensprozess gekämpft? Ohne Durchhalten wäre das doch nie gegangen.

Falsch! Hätte ich im Erwachen gewusst, was ich heute weiß, dann hätte ich mich entspannt, zurückgelehnt und das Leben genossen. Dann wäre alles viel schneller, viel anmutiger und viel leichter gegangen.

Wenn nichts mehr geht und jeder Lösungsversuch das Problem verschärft, hilft nur aufgeben. Es ist die einzige Option, die noch bleibt. Was dem Menschen üblicherweise nicht bewusst ist, ist, dass das Aufgeben die Lösung ist. Es ist die Lösung, die er nie gesehen und nie probiert hat.


Das ist ein wunderschönes Beispiel für den Unterschied zwischen alter und Neuer Energie. In der alten Energie heißt es durchhalten, nicht aufgeben, weiter kämpfen, weiter sich anstrengen, weiter an seinem Ziel dranbleiben. In der Neuen Energie heißt es loslassen und aufgeben. Stattdessen einfach leben. Dadurch gibst du den Raum frei, in dem die Lösung geschehen kann. Dein göttlicher Aspekt, also die Seele, kümmert sich dann darum.

An dieser Stelle hilft auch ein Blick in die Quantenphysik. In der Quantenphysik hat man erkannt, dass sich diese ganz kleinen Teilchen, die Quantenobjekte (zB ein Photon), irgendwie verhalten. Wir wissen nicht wie. Auf jeden Fall völlig überraschend und unvorhersehbar. Erst durch unsere Beobachtung ordnen sie sich nach einer bestimmten Ordnung an. Die Ordnung wird durch den Beobachter vorgegeben. Der sieht also immer nur, was er sehen will. Er kann den Versuch beliebig oft wiederholen. Nur im ersten Moment kann er noch sehen, wie die Teilchen irgendwo herum schwirren. Doch kaum will er das genauer beobachten, richten sich die Teilchen gemäß seiner Beobachtung aus.

Nun hast du dieses Problem, das dich quält und das du lösen willst. Was immer du tust und versuchst, deine Aufmerksamkeit ist immer bei dem Problem – und nicht bei der Lösung. Wenn du aufgibst, wirklich aufgibst, nimmst du deine Aufmerksamkeit vom Problem weg. Die Quantenteilchen des Problems verhalten sich nun anders. Binnen sehr kurzer Zeit wird sich dein Problem verändern, es wird sich auflösen. Genau das konnte es nie, solange du an einer Lösung laboriert hast, denn da war deine Aufmerksamkeit immer beim Problem. Dadurch war die ganze Energie bei deinem Problem, wodurch das Problem größer wurde, nicht kleiner.


Wenn Aufgeben nicht hilft, dann hast du nicht aufgegeben. Dann hast du immer noch gewartet, gewünscht, gehofft, dir Sorgen wegen des Problems gemacht und vielleicht sogar Angst gehabt. Du hast vielleicht aufgehört, nach Lösungen zu suchen und deshalb wie irr durch die Gegend zu laufen. Aber deine Aufmerksamkeit ist durch die soeben beschriebenen Aktivitäten immer noch beim Problem. Und deshalb ist es noch da.

Ich habe an mehreren Stellen darüber geschrieben, nichts tun zu müssen. In einer Situation, wie ich sie beschrieben habe, merkst du, dass du gar nichts tun kannst. Das Nichts-tun-müssen ist also zum Nichts-tun-können geworden. Das mögen Menschen gar nicht. Je nach Naturell werden sie total frustrierst, verärgert, wütend, zornig, resigniert u. ä. Dabei kann die Erkenntnis, gar nichts mehr tun zu können, total erleichternd sein. „Ah, ich kann nichts mehr tun. Gar nichts mehr. Also brauche ich auch nichts tun. Ich muss nichts mehr tun! Wie schön!“

Aufzugeben bedeutet auch, nichts tun zu dürfen. Allerdings ist das keine Einschränkung, sondern eine Erweiterung. Du darfst nichts tun, weil du dann dem Teil von dir, der die Lösung bringt, seine Arbeit erschwerst oder verunmöglichst. Du kannst dich zurücklehnen und deinen göttlichen Teil seine Arbeit machen lassen.

Ich habe auch an vielen Stellen geschrieben, dass im Lauf des Erwachens die alten Zugänge, Rezepte und Werkzeuge immer schlechter funktionieren, bis sie schließlich gar nicht mehr funktionieren. (Siehe das Kapitel Übergang in den Lehren.) Das ist etwas, was Menschen mehr oder weniger wohlwollend lesen, aber so gut wie nie für sich selbst gelten lassen. (Wie ich bei Klienten immer wieder beobachten kann.) Unbeirrbar halten sie an ihren alten alten Zugängen fest und verwenden ihre alten Werkzeuge.

Wenn du aber so eine Situation, in der nichts mehr geht und alle deine Lösungsversuche scheitern, aus eigenem Erleben kennst, dann bist du schon an dem Punkt, wo die alten Zugänge, Rezepte und Werkzeuge überhaupt nicht mehr funktionieren. Dann tu dir einen Gefallen und gib auf. Begib dich in die Neue Energie. Sie ist ja schon da, in dir. Und du bist überreif dafür.


Ich selbst kenne natürlich aus eigener, leidvoller Erfahrung bestens, wie schwer mir das Aufgeben oft fällt. Diese tief sitzende menschliche Programmierung des Durchhaltens ist eben da. Aber was soll‘s, es gibt keine andere Lösung. Und immer, wenn ich dann aufgegeben habe, sind mir augenblicklich ganze Gebirge vom Herzen gefallen. Ich war komplett erleichtert und entspannt. Und die Lösung des Problems, so groß es war und so unmöglich es ausgesehen hat, ist geradezu über mich hergefallen. In Windeseile. Und ich habe nur noch staunend zugeschaut. surprise

 

Am Ende bringe ich noch ein bekanntes, musikalisches Beispiel dafür, wie das Niemals-Aufgeben und Weiterkämpfen verherrlicht wird. That‘s life von Frank Sinatra.

Ich war eine Marionette, ein Bettler, ein Pirat, ein Dichter, ein Bauer und ein König.
Ich war oben und unten und drüber und draußen, und ich weiß eines:
Jedes Mal, wenn ich am Boden darnieder liege, trete ich mich selbst wieder auf und gehe zurück ins Rennen.

Diese Aussage verpackt in Musik, das wirkt. Tiefer als bloß verbale Aussagen. Erwachende Menschen sollten solche Aussagen schleunigst aus ihrem Gedächtnis streichen.

Mir ist leider kein Lied eingefallen, in dem das Aufgeben favorisiert wird. Wenn mir eines einfällt, trage ich es nach. Aber die Tatsache, dass mir keines einfällt, zeigt schon, wie das Massenbewusstsein tickt – und auf jeden Menschen wirkt.